đŸŒČ Die Legende des Wendigo: Der Geist des Hungers

đŸŒČ La LĂ©gende du Wendigo : L’Esprit de la Faim




Einst lebten die Menschen in den weiten WĂ€ldern des Nordens, wo der Schnee im kalten Winterlicht glitzerte, im Einklang mit den Tieren und den Naturgeistern. Die FlĂŒsse froren zu, die BĂ€ume bogen sich unter der Last des Frostes, und der Wind sang in den Zweigen und trug uralte Geheimnisse. Doch in diesen stillen WĂ€ldern gab es einen Hunger, der niemals gestillt werden konnte. Dieser Hunger nahm die Gestalt eines Geistes an, des Wendigo.

Der Wendigo war weder ganz Mensch noch ganz Tier. Seine Haut war eiskalt, seine Augen brannten mit schwarzem Feuer, und sein stets geöffnetes Maul trachtete danach, die letzten Lebensreste zu verschlingen. Die Alten sagten, seine StĂ€rke rĂŒhre von der Gier der Menschheit selbst her. Jedes Mal, wenn ein Mensch dem Hunger erlag und das Fleisch eines anderen aß, wurde ein Wendigo geboren, dessen Körper sich verwandelte und zu einem riesigen, grotesken und ewig gierigen Wesen wurde.

Man sagte, der Geist treibe sich besonders im Winter herum, wenn es wenige Tiere gab und der Wind eisig kalt war. Er konnte sich an die Lager heranschleichen, HerzschlĂ€ge hören und den Atem der unter dem Schnee schlafenden MĂ€nner und Frauen spĂŒren. Seine Anwesenheit brachte eine noch eisigere KĂ€lte, eine bedrĂŒckendere Stille und manchmal sogar ein Schauer der Angst, die sich nicht benennen ließ.

Die Ältesten warnten junge JĂ€ger und Reisende stets: Der Hunger des Körpers darf niemals die Weisheit des Geistes besiegen. Der Wald gibt, aber er nimmt auch. Wer die Gesetze der Ältesten missachtet, wer den Respekt vor anderen und der Natur vergisst, kann sich, ohne es zu merken, in einen Wendigo verwandeln. Sein Herz wird schwarz, sein Geist unersĂ€ttlich, und er ist dazu verdammt, ewig ungestillt zwischen den BĂ€umen umherzuirren, immer auf der Suche nach Menschenfleisch, um einen Hunger zu stillen, der niemals erlöschen wird.

Manchmal erschien der Wendigo in Gestalt eines hungernden Mannes, der sich im Schnee verirrt hatte, seine Augen hohl und sein Mund vor Schmerz und Hunger verzerrt. Die Ältesten sagten, man könne sich leicht von diesem menschlichen Aussehen tĂ€uschen lassen. Doch wer diesem Geist zu nahe kam, wurde schnell von seiner bösartigen Macht verschlungen. Die Verwandlung war augenblicklich und unumkehrbar. Der Mann wurde zum Wendigo, und der Wald gewann ein weiteres Wesen hinzu, dessen Seele von unstillbarem Hunger verzehrt wurde.

Und doch verbarg sich im Kern dieser Legende eine tiefere Lehre. Die Furcht vor dem Wendigo war nicht bloß die Furcht vor Tod oder Hunger. Es war die Furcht, die eigene Menschlichkeit zu verlieren. Sie erinnerte uns daran, dass Teilen, Geduld und Respekt vor allem Leben um uns herum mĂ€chtigere Waffen sind als jeder JĂ€ger. Sie lehrte uns, dass Mensch und Natur im Gleichgewicht leben mĂŒssen und dass Selbstsucht und Gier selbst die tapfersten MĂ€nner in monströse Kreaturen verwandeln können.

Selbst heute noch, wenn der Wind durch die Zweige heult und der Schnee die Erde wie ein stummer Mantel bedeckt, sagen manche, der Wendigo sei dort, verborgen im Schatten, beobachtend und wartend. Er existiert, um alle daran zu erinnern, dass der Hunger des Körpers nichts ist ohne die Weisheit des Herzens und das Licht des Geistes. Und jene, die dies vergessen, jene, die der Gier erliegen, können im eisigen Atem der Nacht den Schrei eines Geistes vernehmen, den nichts jemals stillen kann.

Quelle: The Canadian Encyclopedia – Steve Pitt, Algonquin Legends

Alte Geschichten lehren, dass jeder Gegenstand Bedeutung und Heilkraft in sich tragen kann.

Kreationen, inspiriert vom Geist der Legenden

Jedes StĂŒck wird von dem Ilnu-Handwerker Dave Verreault-Thisselmagan auf der Nitassinan handgefertigt.

Handgefertigte indigene Zeremonientrommeln

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Rhythmus ‱ Zeremonie ‱ Verbindung

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