Die Legende vom singenden Fluss

La légende de la rivière chantante




Das Feuer knisterte leise und warf tanzende Schatten auf ihre Gesichter. Die Ältesten beugten sich leicht vor, als wollten sie die Worte besser genießen, und jemand begann zu sprechen:

„Vor langer Zeit, lange bevor Straßen durch den Wald führten, gab es einen Fluss, dessen Gesang die Reisenden leitete. Er wurde der singende Fluss genannt.“

Die Stimme des Geschichtenerzählers hallte in der Nacht wider und vermischte sich mit dem Knistern der Glut und dem Hauch des Windes.

Dieser Fluss, so sagten sie, sei unvergleichlich. Wenn der Mond hoch am Himmel stand, begann das Wasser ein Lied zu murmeln, das nur ruhige Herzen vernahmen. Die Tiere hielten inne, um zu lauschen: Der Seetaucher verstummte, der Wolf hielt den Atem an, und selbst die Zweige schienen die Ohren zu spitzen.

Unter denen, die dieses Lied gehört hatten, war ein junger Mann namens Mahikan. Eines Winters ging er allein auf die Jagd, voller Zuversicht und Stolz. Der Sturm überraschte ihn wie ein Wolf den Hasen: völlig unerwartet. Drei Tage lang irrte er umher, mit leerem Magen und eiskalten Füßen, bis er schließlich an einem unbekannten Fluss zusammenbrach.

Erschöpft kniete Mahikan nieder und schlug wütend auf das Wasser.
Das Wasser trübte sich jedoch nicht ein.
Sie antwortete mit einem Laut – einem sanften, fast menschlichen Ton, der ihr Herz erzittern ließ.

„Hör zu“, sagte der Fluss zu ihm, „bevor du versuchst, es zu verstehen.“

Da hörte Mahikan auf, sich zu wehren. Er schloss die Augen und ließ die Geräusche der Welt auf sich wirken: den fallenden Schnee, den Wind in den Kiefern, das Rauschen des Baches. Nach und nach schwand die Angst. In der wiederkehrenden Stille spürte er die Gegenwart derer, die vor ihm gegangen waren – der Jäger, der Frauen, der Kinder, der Ahnen.

Der Fluss sang für sie alle.

Als er die Augen wieder öffnete, lag ein Weg vor ihm.
Die Äste neigten sich in eine klare Richtung, und der Himmel schien heller. Mahikan folgte diesem unsichtbaren Faden zurück zum Lager seines Volkes. Niemand wusste genau, wie er zurückkehrte, doch man sagt, er habe nie wieder von dem Fluss gesprochen. Jeden Abend legte er lediglich ein wenig Tabak als Zeichen der Dankbarkeit auf den Boden.

Seitdem, so erzählen die Ältesten, singt der Fluss noch immer, aber nur für jene, die ihm mit Respekt begegnen. Sein Gesang ist keine Stimme, die man mit den Ohren hört, sondern eine Schwingung, die im Herzen wahrgenommen wird.

Am Feuer blickte der Geschichtenerzähler zum Mond auf und fügte hinzu:

„Wenn du die Strömung hörst, versuche nicht, die Worte zu verstehen. Lass dich davon daran erinnern, dass Mutter Erde immer noch spricht, zu denen, die bereit sind, zuzuhören.“

Die Glut begann lauter zu knistern, als ob sie zustimmend klang. Und in der Stille, die darauf folgte, glaubten alle, in weiter Ferne das Murmeln lebendigen Wassers zu hören.

Jede Schöpfung erweitert die Legende, als würden die Worte der Alten in der Materie Gestalt annehmen.

Kreationen, inspiriert vom Geist der Legenden

Jedes Stück wird von dem Ilnu-Handwerker Dave Verreault-Thisselmagan auf der Nitassinan handgefertigt.

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Schutz • Träume • Führung

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Foire aux questions

Warum spricht Mahikan nicht mehr über den Fluss?
Denn er verstand, dass manche Wahrheiten nicht mit Worten ausgedrückt werden können: Sie werden gelebt, sie werden respektiert.
Können wir den Fluss heute noch hören?
Die Ältesten sagen ja: Jedes Mal, wenn ein Herz zur Ruhe kommt und ein Ohr sich öffnet, setzt der Fluss sein Lied fort.
Was symbolisiert der singende Fluss?
Sie verkörpert die Stimme des Territoriums, eine spirituelle Wegweiserin, die uns daran erinnert, wie wichtig es ist, auf die Natur zu hören, um das innere Gleichgewicht wiederzuerlangen.